1983 erschienen im Stern die von Konrad Kujau gefälschten Hitler-Tagebücher. 1992 kam Helmut Dietls Film über den Skandal als beißende Satire über die Faszination der Deutschen vom Nationalsozialismus mit riesigem Erfolg in die Kinos. Über das Theaterstück urteilt Wolfgang Höbel: „Die Aktualität des Stücks liegt in der schamfreien Gewissenlosigkeit, mit der Fake News produziert werden.“ Und die hat ja ein reichlich gewissenloser amerikanischer Präsident überdeutlich in unser Bewusstsein gegraben. Die Südwestpresse urteilte: „In Zeiten von Fake News und Rechtspopulismus wirkt die Realsatire SCHTONK ungebremst aktuell.“ Carsten Klemm spielt den Fälscher, Luc Feit den Reporter auf seinen Fersen.
Mehrere Welten prallen aufeinander in dieser Komödie: der Hof mit seinen Machtkämpfen und Intrigen und das freie, gemeinschaftliche Leben in und mit der Natur. Und die Liebe kümmert sich natürlich nicht um solche Unterschiede, sondern fordert ein neues, schrankenloseres Denken heraus. So werden alle Beteiligten den verschiedensten Prüfungen ausgesetzt und gerade die alteingesessenen Rollenbilder geraten gehörig ins Wanken. Die Inszenierung entwirft – wie üblich bei dieser Truppe – mit mitreißender Musikalität und Poesie lustvoll ein farbenfrohes, köstlich bissiges, aber auch nach Utopie und Seelenreichtum strebendes Panoptikum gesellschaftlicher Selbstfindung.
Zwei Frauen lieben einen Mann. Ein Mann liebt zwei Frauen. Seine eigenen Affären inspirierten den jungen Goethe zu dem „Schauspiel für Liebende“. Für sein Stück hat Goethe zwei verschiedene Schlüsse geschrieben: Einmal endet es in einer glücklichen »eine abscheuliche und höchst verdammenliche« (Hauptpastor Goeze über die Uraufführung in Hamburg) Dreierbeziehung, einmal gesellschaftstauglich im Selbstmord. Amina Gusner zeigt in ihrer Inszenierung die Zeitlosigkeit des Themas und untersucht mit Goethes klassischem Werk heutige Liebes- und Beziehungsmodelle. Mit Anna Schäfer in der Titelrolle.
Ferdinand von Schirach, GOTT
EURO-Studio Landgraf
In seinem zweiten Theaterstück widmet sich Ferdinand von Schirach erneut einem Thema von höchster gesellschaftspolitischer Relevanz, dem selbstbestimmten Tod. „Gott“ stellt Fragen, die die menschliche Freiheit, Autonomie und Selbstbestimmung betreffen. Fragen, die im Spannungsfeld von Moral, Christentum und Politik seit Jahren unterschiedlich und leidenschaftlich diskutiert werden. Mit Karin Boyd, Ernst Wilhelm Lenik, Klaus Mikoleit, Wolfgang Seidenberg u.a.

Schauspiel von Peter Shaffer
Als 1984 der Film ‘Amadeus’ in die Kinos kam, veränderte er das althergebrachte Bild vom lieben Mozart, dem nur der strenge Vater, seine Verschwendungssucht und die feudalen Zustände übel mitspielten, mit einem Schlag. Mozartianer waren verstört, die junge Generation jedoch erkannte in dem lauten, auf die Autoritäten pfeifenden Tausendsassa einen der Ihren. Dass Autor Shaffer auch noch die Geschichte vom Giftmord an Mozart. die Alexander Puschkin als Drama dargestellt hatte, in sein Theaterstück von 1981 hineinbaute und damit Mozarts Lehrer und harmlosen Kollegen Antonio Salieri belastete, machte den Reißer nur noch perfekter. Dass allerdings die Musik von Mozarts unvollendetem Requiem und anderer Meisterwerke aus seiner Feder plötzlich wieder in vieler Munde und sogar in den Charts waren, versöhnte auch die braven Musikfreunde doch noch mit dieser Geschichte von sorgloser Genialität, Mozarts Unfähigkeit erwachsen zu werden, seinem unbändigem Ehrgeiz und dem mörderischen Hass aus Eifersucht von Mozarts Kontrahenten Salieri. Unter der Regie von Udo Schürmer spielen der Schweizer Delio Malär, Senkrechtstarter unter den jungen Schauspielern, den Mozart und der beim Theaterring seit Jahren bekannte Wolfgang Seidenberg seinen Gegenspieler Salieri.
Preise € 39 / 37

Schauspiel von Andrew Bovell
Eine Übernahme aus dem Hamburger Ernst-Deutsch-Theater für den Theaterring ist das Schauspiel DINGE, DIE ICH SICHER WEISS des australischen Schriftstellers Andrew Bovell, das die deutschen Bühnen im Sturm eroberte und etwa am Schlosspark-Theater in Berlin, in München und im Alten Schauspielhaus Stuttgart schon auf dem Spielplan stand. Es ist ein humorvolles und gleichermaßen melancholisches Stück über die sechsköpfige Familie Price, bei der es zugeht wie in vielen anderen Familien. Aber am Ende des Jahres, durch das die Zuschauer Eltern, Kinder und Geschwister begleiten, hat sich vieles verändert. Bovell meint dazu: „Das Stück entfaltet sich anhand der vier Jahreszeiten, in denen je eines der erwachsenen Kinder eine Identitätskrise erlebt. Der Akzent des Stückes liegt dabei nicht so sehr auf diesen vier Krisen, sondern auf den Auswirkungen, die sie für die Eltern haben.“ Sehr genau beobachtet, zeigt Bovell, was Kinder und Eltern trennt und was sie zusammenhält – nie sentimental, sondern mit liebevoller Sachlichkeit und großer Präzision. Adelheid Müther hat das Familendrama für Landgraf inszeniert, das Elternpaar spielen Christoph Tomanek und Maria Hartmann, die für ihre Leistung 2020 den Hamburger Theaterpreis erhielt.
Preise € 39 / 37

Trauerspiel von August Strindberg
Mit Dominique Horwitz und Judith Rosmair
Am Mittwoch, dem 20.11. 2021 kommt nun endlich die schon vor zwei Jahren angekündigte Aufführung eines absoluten Klassikers der Paarbeziehungen in der Theaterliteratur ins Kurtheater, August Strindbergs FRÄULEIN JULIE. Strindberg verkehrt in seinem 1889 uraufgeführten Stück althergebrachte Verführungsriten in der Literatur, in denen reife Männer junge Frauen seit der Antike gefügig machten und nach Gebrauch wegwarfen, in ihr Gegenteil. Hier verführt Julie, die hochherrschaftliche Tochter eines Gutsbesitzers, am Tag der Mittsommerfeier, bei der in Schweden alle Regeln und oft auch Hüllen fallen, den Knecht Jean, in den sie sich verliebt zu haben glaubt. Was bei verführten Mädchen in deren Niedergang mündet, endet in diesem von den Zeitgenossen als Skandalstück empfundenen Drama ganz zeitgemäß mit der gesellschaftlichen Bestrafung für die Frau, die über die Stränge schlug. Wohl eines der packendsten und spannendsten Zweipersonenstücke der Weltliteratur, in dem die beiden Vollblutschauspieler Judith Rosmair und Dominique Horwitz einen Einblick in die Sexskandalwelt des 19. Jahrhunderts geben.
Preise € 39 / 37