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MUTTER COURAGE UND IHRE KINDER

Datum: 25. Mai 2021
Uhrzeit: 0:00 - 0:00
Ort: Regentenbau - Max-Littmann-Saal, Ludwigstraße 2, 97688 Bad Kissingen
Courage

WILLKOMMEN BEI DEN HARTMANNS

Datum: 20. Oktober 2020
Uhrzeit: 0:00 - 0:00
Ort: Regentenbau - Max-Littmann-Saal, Ludwigstraße 2, 97688 Bad Kissingen
Willkommen bei den Hartmanns_3_c_Bernd Boehner

Lucia di Lammermoor

Datum: 10. Juni 2020
Uhrzeit: 0:00 - 0:00
Ort: Kurtheater, Von-der-Tann-Straße 1, 97688 Bad Kissingen
Lucia di Lammermoor

Belcanto-Oper von Gaetano Donizetti

Tickets: 37 / 35 / 33 / 31 / 29 €

„‘Die Braut von Lammermoor‘ ist eines der besten Bücher der Weltliteratur, und sollte absolute PFLICHTLEKTÜRE für alle Schriftsteller sein!“, meinte ein Blogger im Jahre 2010 bei Amazon begeistert zum Werk des Sir Walter Scott. Während solcher Enthusiasmus über eine Romeo-und-Julia-Tragödie in den schottischen Lowlands in unseren Tagen wohl eher verwundert, kam man zu Beginn des 19. Jahrhunderts an Scotts Romanen mit der wilden schottischen Landschaft als Backdrop nicht vorbei: So unterschiedliche Kulturschaffende wie Goethe, Droste-Hülshoff und Fontane verschlangen sie. Und so gelangten die sanften grünen Lammermuir Hills südöstlich von Edinburgh in eine der genuin italienischen Erfindungen: die Belcanto-Oper. Zwei verfeindete Adelsfamilien im Schottland des 16. Jahrhunderts, zwei unglücklich Liebende trotz der blutigen Familienfehde zwischen ihren beiden Elternhäusern: Diese schottische Variante von „Romeo und Julia“ wurde einer der größten Erfolge des italienischen Belcanto-Spezialisten Gaetano Donizetti.

Die Geschichte ist natürlich höchst tragisch und kaum jemand überlebt, wie sich das für eine Tragödie gehört: Wie einst Romeos und Julias Familien in Verona sind die schottischen Familien Ravenswood und Lammermoor tief verfeindet. Lucia di Lammermoor hat sich unglücklicherweise trotzdem in Edgardo von Ravenswood verliebt und er in sie und sie treffen sich heimlich am Brunnen,schwören sich trotz der Feindseligkeit ihrer Familien die Treue und tauschen zur Bekräftigung Ringe.

Lucias Bruder Lord Enrico hat aber mit der Schwester sowieso anderes vor: Sie soll ihn und die gesamte Familie aus ihrer finanziellen Notlage retten, indem sie den reichen Lord Arturo Bucklaw ehelicht. Nach ein paar Monaten wird Edgardo als Botschafter nach Frankreich geschickt und kann seine Geliebte nur noch mit Briefe erreichen. Um auch das zu unterbinden, fängt ihr Bruder Enrico die Brief ab und ändert deren Inhalt. Lucia bekommt zu lesen, dass Edgardo ihr angeblich gesteht, dass er eine andere Frau gefunden hat, die er liebt. Lucia ist entsetzt und wütend und unterschreibt den vom Bruder und ihrem Erzieher Raimondo von ihr geforderten Ehevertrag mit Arturo Bucklaw. Mitten in der Zeremonie taucht Edgardo auf und fragt die völlig konsternierte Lucia, ob es wirklich stimme, dass sie nun einen anderen liebe. Als Lucia das bejaht, reißt er ihr den Ring vom Finger und verflucht sie. Noch in der Nacht fordert Enrico Edgardo zum Duell. In die ausgelassen weiterfeiernde Hochzeitsgesellschaft platzt Raimondo mit der Nachricht, Lucia habe ihren Gatten Bucklaw im Hochzeitsbett getötet. Lucia erscheint mit blutverschmiertem Kleid im Saal; offenkundig ist sie wahnsinnig geworden. In ihrer großen Wahnsinnsarie, deren rasende Koloraturen durch die Begleitung mit einer Glasharfe von Donizetti musikalisch noch eindringlicher gestaltet wurde, fleht sie ihren Geliebten um Vergebung ihrer Schuld an. Als Edgardo im Morgengrauen auf das Duell mit Enrico wartet, erfährt er von Raimondo von Lucias Wahnsinn und Tod. Völlig verzweifelt stürzt er sich in sein Schwert, da sein Leben ohne sie keinen Sinn mehr hat.

Das Werk mit hochdramatischer Handlung einschließlich Duell im Morgengrauen und Mord in der Hochzeitsnacht sowie die ungeheuer kraftvolle, berührende und bewegende Musik mit der berühmten Wahnsinnsarie der Lucia war bei der Uraufführung 1835 in Neapel ein triumphaler Erfolg. Die Rolle der Titelheldin erfordert einen sehr gut geführten lyrisch-dramatischen Koloratursopran. Viele große Interpretinnen haben der „Lucia“ ihre Stimme verliehen, so Maria Callas, Joan Sutherland oder Anna Netrebko. Auch die Tenor-Partien Edgardos und Bucklaws und Enricos Bass-Partie sind immer wieder von den bedeutendsten Sängern ihrer Zeit interpretiert worden.

Das Publikum kann sich laut Aussage der Hofer auf „eine spannende Geschichte, hochklassige SängerInnen, die bewährten Hofer Symphoniker und nicht zuletzt auch auf eine Glasharmonika freuen, die Donizetti prominent in seiner Oper eingesetzt hat – Belcanto vom Feinsten!“

Die Ratten

Datum: 25. Mai 2020
Uhrzeit: 0:00 - 0:00
Ort: Kurtheater, Von-der-Tann-Straße 1, 97688 Bad Kissingen
Die Ratten

Tragikomödie von Gerhart Hauptmann

Tickets: 30 / 28 / 26 / 24 / 22 €

Gerhart Hauptmann gilt als der berühmteste deutsche Vertreter des Naturalismus auf der Bühne, auch wenn er später auch neuromantische, märchenhafte Stoffe bearbeitete. In seiner Jugend war der schlesische Gastwirtssohn Mitglied eines „Jünglingsbundes“, der mit Nacktkultur und sexueller Freiheit die wilhelminische Gesellschaft mit ihren Einschränkungen und Zwängen überwinden wollte. Er wurde in der Schweiz Lebensreformler und Abstinenzler, versuchte es in Rom und Wien erfolglos mit der Bildhauerei, schloss sich zwischendurch auch der Gesellschaft für Rassenhygiene an, dann erst naturalistischen Literaturkreisen. Seine ersten Theaterstücke wie ‚Vor Sonnenaufgang‘ lösten heftige Proteste aus, wurden von der Zensur auf ein Privattheater verbannt wie ‚Die Weber‘ (1891/92). Beim ‚Der Biberpelz‘ ist er 1891 als veritabler naturalistischer Dichter angekommen.

Mit ‚Die Ratten‘ knüpft Hauptmann 1911 noch einmal an diese gesellschaftskritischen frühen Werke naturalistischer Prägung an. Doch zwanzig Jahre nach den frühen Erfolgen er es belässt nicht bei einer Zur-Schau-Stellung proletarischen Elends. Vielmehr scheint ihn die Gegenüberstellung sehr unterschiedlicher Berliner Milieus unter einem Dach einer riesigen Mietskaserne nahe dem Alexanderplatz interessiert zu haben. Mit dieser Absicht hatte er offenbar Erfolg: ‚Die Ratten‘ gelten nach ‚Die Weber‘ und ‚Der Biberpelz‘ als Hauptmanns erfolgreichstes Stück und gehörten zum festen Repertoire der deutschen Theater. In berühmten Inszenierungen von Otto Falckenberg (1932) und Hans Schweikart (1952) spielte Therese Giehse die Rolle der Frau John an den Münchner Kammerspielen; 1972 gab sie Jutta Wachowiak am Deutschen Theater (Ost-)Berlin, 1976 Cordula Trantow an der Freien Volksbühne (West-)Berlin, 2007 Constanze Becker am Deutschen Theater Berlin. 2013 zeigte das Residenztheater München eine Neuinszenierung und stellte klar: „Hauptmanns berühmter Großstadtkrimi gilt zu Unrecht als lokales Berlinstück. Vielmehr spiegelt sich in ihm der Überlebenskampf in Zeiten von Unsicherheit und Krise sowie das tragikomische Ringen um dessen künstlerische Darstellbarkeit.“ Zurzeit läuft auch am Meininger Theater das Stück, das Hans Mayer den „wichtigsten Beitrag Gerhart Hauptmanns zum Welttheater“, „eine Großstadtdichtung ganz eigentümlicher Art“ nannte.

Für Hauptmann ist das Konglomerat Berliner Bürger aus verschiedensten Gesellschaftsschichten in einem Haus zum einen eine Gelegenheit, die Interaktion dieser unterschiedlichen Menschen in breitem Realismus darzustellen. Zum anderen dient das Zusammenleben auf solch relativ begrenztem Raum ihm auch dazu, 20 Jahre nach seiner naturalistischen Phase zu hinterfragen, wie es um die Kompetenz der naturalistischen Kunst steht, die Wirklichkeit darzustellen, wie sie wirklich ist. Kunst und soziale Wirklichkeit prallen direkt aufeinander, da der selbstgefällige Theaterdirektor Hassenreuter ausgerechnet in diesem Haus seinen Theaterfundus einrichtet und auf dem Dachboden Schauspielschülern Unterricht. Ausgerechnet Schillers klassischstes Drama ‚Die Braut von Messina‘ wird hier mit viel falschem Pathos geprobt, während der Herr Direktor sich mit einer seiner Elevinnen vergnügt, der Geliebte seiner Tochter sich mit einem Theologiestudenten über den „hohlen Bombast“ der Klassik streitet und drumherum das wilde Leben tobt. Ein Dienstmädchen will sich umbringen, weil es schwanger ist, Frau John, die ihr Kind verloren hat, kauft es ihr ab und gibt es als ihres aus. Als das Dienstmädchen es wiederhaben will, schiebt sie ihm ein anderes unter. Frau Johns Bruder Paul will das Problem lösen, indem er das Dienstmädchen umbringt. Frau John gesteht den Kindstausch ihrem Mann, der ihr den Betrug nicht verzeiht, obwohl sie ihm doch nur das verlorene Kind ersetzen wollte. Da geht es 1911 zu wie in so manchem ‚Tatort‘ und Frau John wird fast schuldlos schuldig wie so manch ein Held in einer klassischen Tragödie.

Oscar und die Dame in Rosa

Datum: 31. März 2020
Uhrzeit: 0:00 - 0:00
Ort: Kurtheater, Von-der-Tann-Straße 1, 97688 Bad Kissingen
Oskar und die Dame in Rosa © Bernd Böhner
© Bernd Böhner

Theaterstück von Eric - Emmanuel Schmitt

Tickets: 30 / 28 / 26 / 24 / 22 €

Eine allzu kurzfristige Programmänderung von EURO-STUDIO Landgraf beschert dem Theaterring wieder einmal ein Stück des 1960 geborenen französisch-belgischen Autors Eric-Emmanuel Schmitt, der zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu einem Shooting Star des französischen Theaters avanciert war. Er ist elsässischer Abstammung und wurde von seinen Eltern in atheistischer Grundeinstellung erzogen, was bei ihm offenbar zu einem intensiven Interesse an religiösen und philosophischen Welterklärungsmodellen führte. Er promovierte in Philosophie über ‚Diderot und die Metaphysik‘ und konvertierte zum Christentum. Nach Lehraufträgen in Philosophie schrieb er ab 1991 sehr erfolgreiche Theaterstücke und wurde schon für sein zweites Stück ‚Le Visiteur‘ (‚Der Besucher‘, das damals auch im Theaterring gezeigt wurde) 1993 mit dem Theaterpreis ‚Molière‘ für den besten Autor sowie 1994 mit demselben Preis für das beste Schauspiel ausgezeichnet, bevor ihm 2001 der ‚Grand Prix du Théâtre‘ der Académie française zuerkannt wurde. Seine Stücke in der Nachfolge von Beckett, Anouilh und Claudel beschäftigen sich fast ausschließlich mit religiösen, ideengeschichtlichen oder weltanschaulichen Fragestellungen befassten Dramen wurden in 35 Ländern aufgeführt und in mehrere Sprachen übersetzt. Neben Theaterstücken hat Schmitt auch erfolgreiche Romane und Erzählungen verfasst, die berühmtesten unter ihnen sind Oscar und die Dame in Rosa und Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran. Letzterer wurde 2003 verfilmt; 2009 führte Schmitt bei der Verfilmung von Oscar und die Dame in Rosa selbst Regie.

Beim Theaterring wird ‚Oscar und die Dame in Rosa‘ in einer Inszenierung von Petra Dannenhöfer für das EURO-STUDIO Landgraf mit Doris Kunstmann in der Rolle der „Dame in Rosa“ gastieren. Diese freundliche ältere Dame gehört zu den Frauen in rosa Kitteln, die sich in der Klinik ehrenamtlich um schwerkranke Kinder kümmern. Ihr junger Protegé Oscar ist erst zehn, aber er weiß, dass er sterben wird. ‚Eierkopf‘ nennen ihn die anderen Kinder im Krankenhaus wegen seiner Kahlköpfigkeit. Doch das ist für ihn nur ein Spitzname und tut nicht weiter weh. Schlimmer ist in seinen Augen, dass der Arzt und Oskars Eltern Angst haben, mit ihm darüber zu reden, dass keine Therapie sein Leben retten kann. Nur die ‚Dame in Rosa’ hat angesichts der Trostlosigkeit der Situation den Mut, mit ihm gemeinsam über seine Fragen nachzudenken, nimmt ihn ernst und spricht mit ihm wie mit einem vernünftigen Erwachsenen.

Autor Eric-Emmanuel Schmitt dreht hier die so vielen Menschen bekannte Situation um, die am Krankenbett ihrer alten Eltern oder Freunde versuchen, diesen vor ihrem Tod Gesellschaft zu leisten. Durch den todgeweihten Jungen verschärft er natürlich die Lage, zumal dieser in der französischen ‚Kleiner-Prinz-Tradition‘ durchaus erstaunlich reife Gedanken haben und formulieren kann. Die ‚Dame in Rosa‘, die Oskar liebevoll Oma Rosa nennt, rät ihm, dem lieben Gott jeden Tag in einem Brief über die Dinge, Gedanken und Sorgen zu schreiben, die ihn bewegen. Oskar, der nicht mal an den Weihnachtsmann glaubt, findet die Idee nicht wirklich prima.

Doch Oma Rosa bringt ihn dazu, sich jeden Tag wie zehn Jahre seines Lebens vorzustellen. Auf diese Weise lässt die Oskar ein ganzes Menschenleben durchleben: erste Liebe, Eifersucht, Midlife-Crisis und das Alter – bis er mit 110 Jahren zu müde ist, um noch älter zu werden. Elke Heidenreich schwärmte über Schmidts Text: „Es ist ein unendlich zartes, schönes und liebevolles Buch. (…) Es ist eine Geschichte vom Kummer, vom Verlust, vom Tod, von der Liebe, vom Erwachsenwerden und von der Toleranz in dieser durchgeknallten Zeit, in der wir leben. Ein Lehrstück in Sachen Güte.“
Doris Kunstmann liebt diese Rolle und wird in ihr den Theaterabend sicherlich zu einem Erlebnis ganz eigener Art werden lassen.

Der Schimmelreiter

Datum: 15. März 2020
Uhrzeit: 0:00 - 0:00
Ort: Kurtheater, Von-der-Tann-Straße 1, 97688 Bad Kissingen
Schimmelreiter

Nach der Novelle von Theodor Strom unter der Regie von Christian Schidlowsky , Theater Schloss Maßbach

Tickets: 26 / 24 / 22 / 20 / 18 €

Schon seit vielen Jahren gehört Christian Schidlowsky zu den erfolgreichen Gastregisseuren am Theater Maßbach. Ganz besonders eindrucksvoll waren seine großen Gesellschaftsbilder etwa in seiner Bühnenadaption von Horvaths ‚Jugend ohne Gott‘ oder ‚Jagdszenen aus Niederbayern‘. Sehr häufig geht es dabei um die Stellung von Außenseitern in einer festgefügten Gesellschaft. So nimmt es nicht wunder, dass ihn auch Theodor Storms Novelle ‚Der Schimmelreiter‘ und vor allem deren einsamer Held Hauke Haien zu einer Bearbeitung für die Bühne reizte. „Für solch latente, aber noch immer brisante Themen in überholt scheinenden Geschichten und für das Grauen in scheinbar gut funktionierenden Gemeinschaften hat Regisseur Christian Schidlowsky einen Riecher“, schrieb die Saale Zeitung zu seiner packenden Inszenierung von Martin Sperrs ‚Jagdszenen aus Niederbayern‘.

Auch Theodor Storms 1888 erstmals veröffentlichte Novelle ‚Der Schimmelreiter‘ spielt in einer solchen scheinbar gut funktionierenden Gemeinschaft, nicht im südlich-katholischen Niederbayern, sondern ganz oben in Nordfriesland. Und auch sie lebt in selbstsicherer Selbstzufriedenheit, auch in ihr findet ein Außenseiter nur schwer einen Platz. Der überaus begabte Hauke Haien wächst in einer dörflichen Gemeinschaft auf, die von Aberglauben, Missgunst und hochnäsiger Dummheit geprägt ist. Den kleinen Hauke interessieren nicht das Hergebrachte oder die Hierarchien der Dorfgemeinschaft. Mit scharfer Beobachtungsgabe und seinem klaren Verstand beobachtet, misst, erforscht er das Verhalten des Meeres und macht sich Gedanken über die zweifelhafte Haltbarkeit der Deiche. Um sein Interessengebiet zum Beruf zu machen, verdingt er sich mit 18 als Kleinknecht beim Deichgrafen Tede Volkerts, der froh ist, in ihm einen fähigen Mitarbeiter zu erkennen und ihm immer mehr seiner Aufgaben anvertraut. Als dessen Tochter Elke sich in ihn verliebt, verlobt sich die beiden heimlich. Die Beziehung zu ihr macht den eifersüchtigen Großknecht Ole Peters zu seinem Todfeind. Hauke erbt mit Elkes Zutun vom Deichgrafen dessen Amt, heiratet Elke und setzt seine Pläne zur Verbesserung des Deiches um, was ihn wegen des entstehenden Arbeitsaufwands und der Kosten im Dorf sehr unbeliebt macht. Peters weiß das zu schüren, das misstrauische und abergläubische Dorf drängt Hauke immer mehr in die Einsamkeit und bricht völlig mit ihm, als er sich weigert, dem alten Aberglauben gemäß, ein Tier als Glücksbringer an der Schnittstelle zwischen altem und neuem Deich lebendig zu begraben. Als seine und Elkes Tochter geistig behindert geboren wird, führt man das auf Haukes fehlende Gottesfurcht zurück. Den Bau eines neuen, wegen einer Schwachstelle am alten Deich dringend nötigen neuen Deiches verweigert man ihm. Beim nächsten großen Herbststurm wird das Dorf überflutet, weil Ole Peters den neuen Deich durchstechen lässt. Auf seinem Schimmel stürzt sich Hauke in die Fluten, als er zusehen muss, wie seine Frau und sein Kind vom Meer verschlungen werden.

Storm schrieb die Novelle zu einer Zeit, in der Technik und Naturwissenschaften längst herrschten, in der aber noch immer der Aberglaube an das Unheimliche, Bedrohliche in der Natur tief in der ländlichen Bevölkerung steckte. Hauke ist als modern denkender Mensch den seit Jahrhunderten tradierten irrationalen Überzeugungen der Dörfler als Opfer ausgeliefert, doch hat er durchaus auch das Zeug zu einem tragischen Helden, da er sich auch immer mehr in seine eigenen Ansichten verbohrt, seine Mitbürger verachtet, und damit durchaus auch schuldig wird im klassischen Sinn.
Christian Schidlowsky hat dieses Potenzial in Storms Helden entdeckt und kann es mit dem Ensemble der Unterfränkischen Landesbühne Theater Schloss Maßbach wieder zu einem seiner dichten und komplexen Tableaus für das Theater gestalten.

Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war

Datum: 2. März 2020
Uhrzeit: 0:00 - 0:00
Ort: Kurtheater, Von-der-Tann-Straße 1, 97688 Bad Kissingen
Wann wird es endlich wieder so © G2 Baraniak
© G2 Baraniak

Komisch und berührend zugleich: die Lebenserinnerungen von Joachim Meyerhoff auf der Bühne

Tickets: 37 / 35 / 33 / 31 / 29 €

Joachim Meyerhoff hat sie alle gespielt, die großen Rollen am Theater von Shakespeare, Goethe, Ibsen, Molière, Büchner, Schnitzler bis Thomas Bernhard, Beckett, Schimmelpfennig. Und das im Wesentlichen an zwei großen deutschsprachigen Bühnen: dem Hamburger Schauspielhaus und dem Wiener Burgtheater. Aber dennoch zog es ihn schon immer – wie er im dritten Teil ‚Ach diese Lücke, diese entsetzliche Lücke!‘ seiner Buch-Tetralogie ‚Alle Toten fliegen hoch‘ schon als Schauspielschüler der Falckenbergschule München feststellte – zur kleinen Form des Ein-Mann-Vortrags, der Lesung. In insgesamt 6 Lesezyklen, zunächst am Burgtheater, von denen dann vier Buchausgaben erschienen, erzählte der in Schleswig aufgewachsene Schauspieler von seiner Kindheit und Jugend – und das vor regelmäßig ausverkauftem Haus. Die vier Bücher, die er aus den Vorträgen zusammenstellte ‚ Amerika‘, ‚Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war‘, ‚Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke‘ und ‚Die Zweisamkeit der Einzelgänger‘ erschienen in schneller Folge 2011, 2013, 2015 und 2017 und vor allem die ersten drei waren sofort Bestseller. Was Wunder also, dass sie jetzt zurückgekommen sind ans Theater. Und das ganz in der Nähe von Meyerhoffs Heimat. Am 7. September 2017 ging die Premiere von ‚Wann wird es wieder so, wie es nie war‘ über die Bühne des Theaters in Hamburg-Altona. Das ‚Hamburger Abendblatt‘ lobte zwei Tage später: „Es ist, zugegeben, eine sehr dankbare Aufgabe, den Bestseller „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“ von Joachim Meyerhoff auf die Bühne zu bringen. Das zweite Buch des Lebenserinnerungsprojektes, in dem der Schauspielstar von Burgtheater und Schauspielhaus seine Kindheit und Jugend verarbeitet, avancierte mit seinen humorigen Betrachtungen des ganz normalen Familienwahnsinns zum Bestseller. Regisseur Christof Küster hat aus dem Stoff eine absolut hitverdächtige Uraufführung am Altonaer Theater gezaubert.“

Meyerhoff hat mit seinen zu einem großen Teil autobiographischen Texten durchaus die im übergreifenden Titel genannten ‚Toten‘ im Blick. Er machte nie einen Hehl daraus, dass er die Traumata verarbeiten wollte, die ihm der plötzliche Verkehrstod seines Bruders, der frühe Tod des Vaters und das Ableben seiner verehrten Großmutter, der sehr erfolgreichen Schauspielerin Inke Birkmann, in seiner Jugend verursacht hatten. Aber das düster scheinende Motto ‚Alle Toten fliegen hoch‘ führt irre. Denn Meyerhoff ist ein begeisterter Erzähler, er zeichnet liebevolle Portraits seiner zwei Brüder, seiner Eltern, seiner Großeltern und überzieht mit schonungslosem Blick für alles Absurde, Komische nicht nur seine Umgebung, sondern auch seine eigene Entwicklung: „Eine Kindheit in der Anstalt – was im ersten Moment seltsam klingt, ist für den 10jährigen Josse Alltag. Sein Vater leitet eine Kinder- und Jugendpsychiatrie auf dem Schleswiger Hesterberg, seine Mutter organisiert den Alltag, und die Brüder ärgern ihn. Klingt alles irgendwie normal und doch wieder nicht. Joachim Meyerhoff erzählt in dieser zum Teil autobiographischen Geschichte auf liebevolle und humorvolle Weise von einer ganz normalen Familie an einem außergewöhnlichen Ort, die aneinanderhängt, aber auseinandergerissen wird. Und von einem Vater, der zwar in der Theorie glänzt, in der praktischen Welt aber seine Schwierigkeiten hat. … Schreiend komisch und dann wieder tief berührend zeichnet … Joachim Meyerhoff Figuren und Situationen in seinem Roman, die für Außenstehende alles andere als normal erscheinen. Wobei sich natürlich die Frage stellt: Was ist schon normal?“ (Altonaer Theater) Freuen kann sich der Theaterring auch auf die Ausführenden, die die aus der Uraufführung sind, und vom Hamburger Abendblatt gelobt wurden: „Das bis in die Nebenrollen hervorragend besetzte Ensemble begeistert das Publikum mit Spiel- und Fabulierlust, ohne seine sensiblen Figuren zu verraten.“

Dracula

Datum: 6. Februar 2020
Uhrzeit: 0:00 - 0:00
Ort: Kurtheater, Von-der-Tann-Straße 1, 97688 Bad Kissingen
Dracula

Rockballett von Daniela Meneses nach dem Roman von Bram Stoker

Tickets: 37 / 35 / 33 / 31 / 29 €

Die Tänzerin und Choreographin Daniela Meneses kommt aus Santiago de Chile, studierte an der dortigen Hochschule Tanz und trat schon mit 14 Jahren im Ballet de Santiago auf. Mit 16 ging sie nach New York an die American Ballet School und hatte dort auch Gelegenheit, an Seminaren der berühmten Margot Fonteyn vom Royal Ballet of London teilzunehmen. Nach Engagements beim Joffrey Ballet II und dem Pittsburgh Ballet ging sie nach Europa und wurde Mitglied des Aalto Balletts Essen, von wo aus sie für 8 Jahre an die Deutsche Oper Berlin engagiert wurde. Nach ihrer Karriere als Tänzerin studierte sie Choreographie an der Royal Academy of Dance in London, bei Seminaren in Kopenhagen und Kuba zur freischaffenden Choreographin fort. Sie unterrichtete Tanz in Berlin (Deutsche Oper), New York, Kapstadt, Johannesburg, Moskau und in Italien in den Genres ‚Neoklassischer‘ und ‚Zeitgenössischer Tanz‘.

Das Ballett des Theaters Hof konnte die weltläufige und viel beschäftigte Tanzexpertin für ein Engagement in der Spielzeit 2019/20 gewinnen. Ihr Rockballett DRACULA nach dem Roman von Bram Stoker wird am 24. Januar 2020 im Großen Haus des Hofer Theaters seine Uraufführung haben.
Die Geschichte vom Grafen Dracula wurde bekannt durch den 1897 veröffentlichten Roman des irischen Schriftstellers Bram Stoker. Die zentrale Figur, Graf Dracula, ist der wohl berühmteste Vampir der Literaturgeschichte und zu einer Gruselikone der gesamten westlichen Welt geworden. Auch in unserer unmittelbaren Gegenwart hat das untote Blutsaugergesindel offenbar noch einen hohen Grad an Attraktivität. Die Filmfestspiele in Cannes 2019 wurden mit Jim Jarmuschs ‚The Dead Don’t Die‘, in dem Zombies, die ein Dorf in den ländlichen USA heimsuchen, das übersättigte Eröffnungs-Publikum sich mal wieder so richtig wohlig gruseln ließen.

1925 eroberte der Stoff als Theaterstück in England die Bühne und 1927 den Broadway. 2001 kam das erste Musical in San Diego heraus, 2017 wurde die Oper Dracula an der Königlichen Oper in Stockholm uraufgeführt. Das erste Dracula-Ballett komponiert Philip Feeney 1997 zum 100. Jubiläum des Romans für das Northern Ballet Theatre in Leeds.

Nun will das Hofer Ballett, das in früheren Jahren schon häufig beim Theaterring gastierte, die tragisch-romantische Geschichte des Untoten zur Musik des 20. Jahrhunderts auf der Bühne sinnfällig werden lassen: Graf Dracula ist eine verlorene Seele. Nach dem Tod seiner Frau Elisabeth – der Liebe seines Lebens – wendet er sich der dunklen Seite des Lebens zu und sinnt nach Rache für seinen Verlust. Von der Welt abgekehrt, verbringt er viele Jahre verborgen auf seinem Schloss in Transilvanien – bis er Mina Harker trifft, die ihn an seine große Liebe erinnert. Professor Van Helsing entdeckt jedoch das dunkle Geheimnis von Graf Dracula und rettet Mina aus den Fängen des Vampirs. Die Jagd nach dem Untoten hat begonnen.
Für das Theater Hof entwickelt Daniela Meneses aus der tragischen Liebesgeschichte ein eindrucksvolles Rockballett. Die Produktion verbindet die Eleganz des neo-klassischen und zeitgenössischen Balletts mit der Power der Rockmusik, dazu kommen wunderschöne Kostüme und ein imposantes Bühnenbild. Billy Idols „White Wedding“, „Welcome To The Jungle“ von Guns’N’Roses, Queens Hit „I Was Born To Love You“ sowie legendäre Songs von Metallica, Kiss, Nirvana, Scorpions, AC/DC, Pink Floyd, und Meat Loaf machen den diesjährigen Ballettabend zu einem mitreißenden Erlebnis, bei dem man eintauchen kann in Draculas Welt, seine Liebe und seinen Schmerz.

Die Physiker

Datum: 11. Januar 2020
Uhrzeit: 0:00 - 0:00
Ort: Kurtheater, Von-der-Tann-Straße 1, 97688 Bad Kissingen
Die Physiker

Friedrich Dürrenmatts Reaktion auf den bislang einzigen Einsatz von Atomwaffen in einem Krieg

Tickets: 37 / 35 / 33 / 31 / 29 €

2434 Jahre nach Aischylos‘ zum Nachdenken anregender Tragödie über das Schicksal der persischen Kriegsverlierer wurde 1962 Friedrich Dürrenmatts Reaktion auf den bislang zum Glück einzigen Einsatz von Atomwaffen in einem Krieg am Züricher Schauspielhaus uraufgeführt und machte den Berufsstand der Physiker zu beinahe tragischen Bühnenhelden. Das von Dürrenmatt trotz allem „Komödie“ genannte zweiaktige Drama wurde auf Anhieb in der Spielzeit 1962/63 zum meistgespielten Stück auf deutschen Bühnen. Die 1964 veröffentlichte Filmfassung von Fritz Umgelter mit Therese Giehse als Irrenärztin machte das Stück auch einem weiteren Publikum bekannt, da diese Fassung viele Male im Fernsehen ausgestrahlt wurde.

Anhand der historischen Physiker Sir Isaac Newton aus dem 18., Albert Einstein aus dem 20. Jahrhundert und Johann Wilhelm Möbius, der mit der von ihm gefundenen „Weltformel“ angeblich alle zukünftigen Entdeckungen beherrschen kann, stellt der Autor die naturwissenschaftliche Forschung seit Beginn der Neuzeit unter Generalverdacht. Und er stellt lapidar fest, dass die einmal gefundenen Erkenntnisse nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Im Stück ist der geniale Möbius, der die Menschheit vor den Auswirkungen seiner Forschungen bewahren will und sich deshalb als Irrer ausgibt, dem der König Salomo (der sich von Gott Weisheit gewünscht hatte, als der ihn vor die Wahl stellte) erscheint, auch in seinem Rückzugsort in der Schweizer Irrenanstalt von den Kontrahenten des Kalten Krieges aufgespürt worden: Der Mitinsasse, der sich für angeblich für Newton hält, ist ein Agent der USA, der sich für Einstein hält, will die Weltformel für die Russen bekommen. Das Stück machte die unfassbare Bedrohung durch das atomare Bedrohung im Kalten Krieg greifbar und zeigte, wie sich ganz normale Wissenschaftler in eine schuldhafte Verstrickung manövrierten und dadurch mehr Menschenleben auslöschen konnten als die großen Heerführer seit der Antike. „Dürrenmatt schrieb das von ihm selbst als »Komödie« untertitelte Stück im Jahr 1961, als die Nukleartechnik noch jung war und der Kalte Krieg auf einen gefährlichen Höhepunkt zusteuerte. Zum ersten Mal entstand zu dieser Zeit ein Bewusstsein dafür, dass von nun an das Ende der Welt in der Hand des Menschen selbst liegen könnte, sei es als mögliche Folge einer aktiven Handlung oder als Folge eines Kontrollverlusts über die eigene Technik. So zeichnet Dürrenmatts Schauspiel den Menschen als Wesen voller Mängel, konfrontiert mit einer sich fortwährend technisierenden Welt, die längst zu komplex geworden ist, als dass sie durch uns noch begreifbar wäre. Ein halbes Jahrhundert später ist die Technik noch weiter fortgeschritten, die Welt hat sich rasend schnell verändert – doch die düstere Vision Friedrich Dürrenmatts hat nichts von ihrer Aktualität verloren.“ (Tournee-Theater Thespiskarren)

Dürrenmatt wählt für seine Warnung vor der Zerstörung der Menschheit durch sich selbst die Form einer Kriminal- und einer Irrenkomödie mit vielen komischen und spannenden Elementen aus beiden Genres und führt so sehr geschickt seine Zuschauer aufs Glatteis. Im Schweizer Sanatorium ‚Les Cerisiers‘ (Die Anspielung auf Tschechows Endzeitstück ‚Kirschgarten‘ war sicherlich beabsichtigt!) ermorden drei geisteskranke Insassen, alle Physiker, ihre Betreuerinnen und kommen bleiben zur Enttäuschung des ermittelnden Kommissars Voss straffrei. Erst im zweiten Teil des raffiniert gebauten Stücks wird immer deutlicher, dass es sich bei ihnen weder um harmlose Irre, noch bei der Leiterin der Anstalt um eine wohlmeinende Psychiaterin handelt.

Mit diesem Klassiker der Moderne kommen endlich auch einmal wieder zwei Schauspieler zum Theaterring, die früher in vielen Inszenierungen hier gefeiert wurden: Peter Bause, Urgestein des Berliner Ensembles und seit 1993 für EURO-Studio Landgraf auf Tournee, und seine Frau Hellena Büttner spielen die Hauptrollen in der Inszenierung von Herbert Olschok bei diesem Gastspiel des Tournee-Theaters Thespiskarren.

Die Perser

Datum: 28. November 2019
Uhrzeit: 0:00 - 0:00
Ort: Kurtheater, Von-der-Tann-Straße 1, 97688 Bad Kissingen
Die Perser

Geschichte vom Untergang der persischen Flotte in der Seeschlacht von Salamis – von Aischylos

Tickets: 30 / 28 / 26 / 24 / 22 €

Es ist schön und wichtig, dass es das Theater Hof gibt! Es gehört zu den wenigen Häusern in Deutschland, die sich nicht einfach bei den bekannten Titeln von Erfolgsfilmen oder Bestsellerromanen für ihre Spielpläne bedienen oder den Sozialkundeunterricht von den Schulen in die Theater holen, sondern die sich darum bemühen, die spannenden echten Dramen aus dem Riesenfundus des europäischen Theaters in quicklebendigen Inszenierungen auf ihre Bühne zu stellen. Das Publikum des Theaterrings verblüfften sie mit ihrer ebenso werktreuen wie absolut modernen Adaption des totgeglaubten Kleist-Stücks ‚Das Käthchen von Heilbronn‘ oder dem überwältigenden Tableau von Ödön von Horváths ‚Geschichten aus dem Wiener Wald‘.

In dieser Spielzeit zeigen die Hofer, dass die Geschichte des europäischen Theaters nicht nur bis ins 18. Jahrhundert reicht, sondern zweieinhalb Jahrtausende zurück in die antike Vergangenheit. Während das christliche Europa erst im Mittelalter über die Osterliturgie zu dramatischem Gestalten fand, entstanden im antiken Griechenland schon im 5. vorchristlichen Jahrhundert die Grundformen des Dramas, Tragödie und Komödie, die dann von der Renaissance bis ins 18. Jahrhundert die europäischen Bühnen bestimmten. Als das älteste noch erhaltene Drama der Welt gilt ‚Die Perser‘ von Aischylos: Es wurde 472 v. Chr. uraufgeführt und erstaunlicherweise stellt in ihm ein Grieche, Aischylos, der selbst auf der Seite der siegreichen Griechen gekämpft hatte, die Lage der unterlegenen Perser aus der fiktiven Sicht der Personen am persischen Königshof dar, der im Kampf Unterlegenen also. Es geht um die im Geschichtsunterricht hinreichend erläuterte Geschichte vom Untergang der persischen Flotte in der Seeschlacht von Salamis (480 v. Chr.). Diese gilt neben der Schlacht von Marathon als entscheidendes Ereignis in der abendländischen Geschichte, da sie es den griechischen Europäern ermöglichte, die Zivilisationsgeschichte Europas eigenständig gegen die des Ostens zu behaupten. Ihr Ergebnis war die athenische Demokratie, deren Kunst und Kultur stilbildend für ganz Europa wurden – und zwar für einige Jahrhunderte.

Der besondere Blickwinkel von Aischylos auf die Verlierer im Osten und das Entstehen wesentlicher Teile des westlichen europäischen Selbstverständnisses als Folge des Sieges über die Perser in Athen zeigen, dass das wirklich uralte Drama keineswegs als Museumsstück in unsere Theater kommen sollte. Denn nach Ansicht der Hofer ist der antike Autor ganz nahe dran an unserer Zeit: „Aischylos nutzt die historischen Gegebenheiten zu einer provokanten und zeitlos gültigen Befragung auch unserer heutigen Situation zwischen Verteidigung der ‚Festung Europa‘ und Bedrohung (Zuwanderung?) durch das Ausland. Dabei spielen schließlich Begriffe wie Versöhnung und Verantwortung zentrale Rollen“.

Ganz unserer Gegenwart gemäß ist aber neben dem Thema auch die Sprache, in der Aischylos zu uns kommt: In der Übersetzung des deutschen Lyrikers und Büchner-Preisträgers Durs Grünbein, die bei ihrem Erscheinen von der FAZ gefeiert wurde: „Grünbein respektiert den monumentalen Ernst der alten Mythologie von Götterkampf und Hybris. Das ist das Erstaunliche: Es gibt in Durs Grünbeins Übertragung keine Zeile, die nicht große Tragödie wäre. Er hält deren hohen Ton auch dann, wenn er Soldatenjargon und Politikerpalaver augenblicksweise einblendet. Sein Text ist von einer Gegenwärtigkeit, die der immer noch kriegsgeplagten Gegenwart das Befremdliche lässt, er ist von einer Klassizität, die nichts Museales hat. Dies ist ein bewunderungswürdiges Werk, das an die Übertragungen Hölderlins, Goethes und Schillers erinnert. Wir werden, so ist zu hoffen, diese „Perser“ bald wieder auf einer Bühne sehen.“ Das Schauspielensemble des Theaters Hof macht dies möglich, und verspricht uns zu zeigen, „wie gültig Aischylos unabhängig von Zeit und Ort eine immer wieder faszinierende Analyse von Angst vor und Anziehung durch das Fremde beschrieben hat.“