Die Perser

Datum: 28. November 2019

Ort: Kurtheater, Von-der-Tann-Straße 1, 97688 Bad Kissingen

Geschichte vom Untergang der persischen Flotte in der Seeschlacht von Salamis – von Aischylos

Tickets: 30 / 28 / 26 / 24 / 22 €

Es ist schön und wichtig, dass es das Theater Hof gibt! Es gehört zu den wenigen Häusern in Deutschland, die sich nicht einfach bei den bekannten Titeln von Erfolgsfilmen oder Bestsellerromanen für ihre Spielpläne bedienen oder den Sozialkundeunterricht von den Schulen in die Theater holen, sondern die sich darum bemühen, die spannenden echten Dramen aus dem Riesenfundus des europäischen Theaters in quicklebendigen Inszenierungen auf ihre Bühne zu stellen. Das Publikum des Theaterrings verblüfften sie mit ihrer ebenso werktreuen wie absolut modernen Adaption des totgeglaubten Kleist-Stücks ‚Das Käthchen von Heilbronn‘ oder dem überwältigenden Tableau von Ödön von Horváths ‚Geschichten aus dem Wiener Wald‘.

In dieser Spielzeit zeigen die Hofer, dass die Geschichte des europäischen Theaters nicht nur bis ins 18. Jahrhundert reicht, sondern zweieinhalb Jahrtausende zurück in die antike Vergangenheit. Während das christliche Europa erst im Mittelalter über die Osterliturgie zu dramatischem Gestalten fand, entstanden im antiken Griechenland schon im 5. vorchristlichen Jahrhundert die Grundformen des Dramas, Tragödie und Komödie, die dann von der Renaissance bis ins 18. Jahrhundert die europäischen Bühnen bestimmten. Als das älteste noch erhaltene Drama der Welt gilt ‚Die Perser‘ von Aischylos: Es wurde 472 v. Chr. uraufgeführt und erstaunlicherweise stellt in ihm ein Grieche, Aischylos, der selbst auf der Seite der siegreichen Griechen gekämpft hatte, die Lage der unterlegenen Perser aus der fiktiven Sicht der Personen am persischen Königshof dar, der im Kampf Unterlegenen also. Es geht um die im Geschichtsunterricht hinreichend erläuterte Geschichte vom Untergang der persischen Flotte in der Seeschlacht von Salamis (480 v. Chr.). Diese gilt neben der Schlacht von Marathon als entscheidendes Ereignis in der abendländischen Geschichte, da sie es den griechischen Europäern ermöglichte, die Zivilisationsgeschichte Europas eigenständig gegen die des Ostens zu behaupten. Ihr Ergebnis war die athenische Demokratie, deren Kunst und Kultur stilbildend für ganz Europa wurden – und zwar für einige Jahrhunderte.

Der besondere Blickwinkel von Aischylos auf die Verlierer im Osten und das Entstehen wesentlicher Teile des westlichen europäischen Selbstverständnisses als Folge des Sieges über die Perser in Athen zeigen, dass das wirklich uralte Drama keineswegs als Museumsstück in unsere Theater kommen sollte. Denn nach Ansicht der Hofer ist der antike Autor ganz nahe dran an unserer Zeit: „Aischylos nutzt die historischen Gegebenheiten zu einer provokanten und zeitlos gültigen Befragung auch unserer heutigen Situation zwischen Verteidigung der ‚Festung Europa‘ und Bedrohung (Zuwanderung?) durch das Ausland. Dabei spielen schließlich Begriffe wie Versöhnung und Verantwortung zentrale Rollen“.

Ganz unserer Gegenwart gemäß ist aber neben dem Thema auch die Sprache, in der Aischylos zu uns kommt: In der Übersetzung des deutschen Lyrikers und Büchner-Preisträgers Durs Grünbein, die bei ihrem Erscheinen von der FAZ gefeiert wurde: „Grünbein respektiert den monumentalen Ernst der alten Mythologie von Götterkampf und Hybris. Das ist das Erstaunliche: Es gibt in Durs Grünbeins Übertragung keine Zeile, die nicht große Tragödie wäre. Er hält deren hohen Ton auch dann, wenn er Soldatenjargon und Politikerpalaver augenblicksweise einblendet. Sein Text ist von einer Gegenwärtigkeit, die der immer noch kriegsgeplagten Gegenwart das Befremdliche lässt, er ist von einer Klassizität, die nichts Museales hat. Dies ist ein bewunderungswürdiges Werk, das an die Übertragungen Hölderlins, Goethes und Schillers erinnert. Wir werden, so ist zu hoffen, diese „Perser“ bald wieder auf einer Bühne sehen.“ Das Schauspielensemble des Theaters Hof macht dies möglich, und verspricht uns zu zeigen, „wie gültig Aischylos unabhängig von Zeit und Ort eine immer wieder faszinierende Analyse von Angst vor und Anziehung durch das Fremde beschrieben hat.“